#jesuischarly Die Redaktion von «Charlie Hebdo» arbeitet heute in einer Art Hochsicherheitstrakt an einem geheimen Ort. Die Journalisten und Zeichner arbeiten jetzt zwar praktisch in einem Bunker – aber sie arbeiten. Vor einem Jahr überschlugen sich die Ereignisse im Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo.
Die ganze Welt war geschockt, als am 7. Januar 2015 zwei maskierte Täter in das Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo eindringen und 12 Menschen, darunter fünf prominente Karikaturisten aus dem Redaktionsteams, einschließlich des Herausgebers erschießen. Die Terroristen haben fast das ganze Redaktionsteam ausgelöscht.
Charlie Hebdo ist eine französische Satirezeitschrift. Charlie stammt von der Comicfigur Charlie Brown und Hebdo ist im französischen die geläufige Abkürzung „hebodmadaire“, das bedeutet auf deutsch Wochenblatt. In der Vergangenheit sorgte das Satiremagazin mit seinen provokanten Mohammed-Karikaturen für viel Aufsehen.
Nach dem Anschlag kam es noch am selben Abend und an den darauf folgenden Tagen in zahlreichen französischen und anderen europäischen Städten wie auch in Bremen zu spontanen Solidaritätskundgebungen. Allein in Paris demonstrierten am Abend des 7. Januar 2015 etwa 35.000 Menschen; viele zeigten Kerzen oder Stifte und Plakate mit der Aufschrift Je suis Charlie („Ich bin Charlie“). Tausende Comiczeichner und Illustratoren zeigten in den sozialen Netzwerken ihre Anteilnahme. Unter dem Hashtag #jesuischarlie veröffentlichten sie ihre Solidaritätsbekundungen und verarbeiten ihre Trauer.
Frankreich gedenkt in dieser Woche mit einer Reihe von Zeremonien der Anschlagsopfer. Am Dienstag enthüllte Hollande drei Gedenktafeln. Am Sonntag ist auf dem Pariser Place de la Republique eine große Gedenkveranstaltung geplant, bei der auch an die 130 Todesopfer des Anschlags vom 13. November erinnert werden soll.
Zum Jahrestag erinnern zahlreiche Veröffentlichungen und Sondersendungen an den Schock der ersten Januartage. Künstler auf der ganzen Welt nehmen Anteil am Schicksal der ermordeten Satiriker.
Der Bremer Fotograf Rainer Baltschun hat über 350 internationale Tageszeitungen aufgestöbert und die diversen Schlagzeilen und Titelblätter aufbereitet. Er hat sie eigenhändig digitalisiert und auf Platten gezogen. Bei Unklarheiten über die Texte hat er diese sogar übersetzen lassen. Im Institut Français Bremen hängen nun knapp 70 Titelblätter, noch einmal 100 (die sich teilweise überschneiden) sind in der Bremischen Bürgschaft ausgestellt. Die zweigeteilte Ausstellung läuft bis zum 3. März 2016 in Bremen. Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich in jedem Fall und zwar für alle. Der Besuch dieser Ausstellung stellt auch für mich eine Solidaritätsbekundung dar.
Die Redaktion von «Charlie Hebdo» arbeitet heute in einer Art Hochsicherheitstrakt an einem geheimen Ort. Meine Anteilnahme ist, wie bei allen anderen Illustratoren sehr groß und auch ich gedenke mit Demut den Anschlagsopfern. Denn ich darf mich glücklich schätzen, nicht im Bunker zeichnen zu müssen.
Niemand darf sich mundtot machen lassen. Meinungsfreiheit, und Pressefreiheit, sei es in geschriebener oder in gezeichneter Form sind unantastbare Grundrechte in unserer modernen Gesellschaft. Man darf nicht schweigen, denn das ist genau das, was diese Attentäter wollen.
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